Der Ausgangspunkt: Die Kulturfabrik Krawatte wird das Soziokulturelle Zentrum Barsinghausens (Mittelzentrum am Rande der Region Hannover, ca. 34.000 Einw.). Seit Jahren wird die ehemalige Krawattenfabrik in mehreren Bauabschnitten mit Mitteln des Landes, der Region und der Stadt umgebaut. Die Kulturfabrik soll Treffpunkt für alle sozialen Gruppen, für Menschen jeden Alters, jeder Herkunft, mit oder ohne Behinderung, Veranstaltungsort für alle kulturellen Sparten; v.a. aber Ort kreativer Aktivitäten und Projekte, der niederschwellig und inklusiv zur Teilnahme, Teilhabe und Eigeninitiative einlädt und die Vernetzung aller kulturellen Akteure und Interessierten betreibt. Neben den Gründungsvereinen Kunstschule NoaNoa e.V. und Kunstverein Barsinghausen e.V. sollen alle Bürger und Vereine Barsinghausens durch das Angebot in der Kulturfabrik angesprochen werden. Die Kulturfabrik versteht sich als ein dynamischer Ort zwischen Ausstellung und Werkstatt, der erst durch gemeinschaftliches Arbeiten aller entsteht. Durch das geplante Projekt wird sie darüber hinaus zum Zentrum einer aktiven Stadtgesellschaft, die sich selbstbewusst zu allen wichtigen Themen zu Wort meldet, und wo Diskussionen und ehrenamtliches Engagement gewertschätzt und befördert werden. Die Entfaltung und Entwicklung kreativer, kommunikativer und ästhetischer Fähigkeiten des Einzelnen sowie die Ermutigung zu Mitwirkung und verantwortlicher Eigeninitiative versteht das Kulturzentrum als seine zentrale Aufgabe. So wird ein Ort der Begegnung und des kreativen Austauschs aller Milieus und Kulturen entstehen, an dem auch Strittiges diskutiert, Neues erprobt und Fremdes als Bereicherung erlebt wird.
Die Initiatoren: Gerade als im Frühjahr die neue Kulturmanagerin trotz der laufenden Bauarbeiten mit einem vielseitigen Programm beginnen wollte, brach die Corona-Pandemie so über das Kulturleben herein, dass es komplett zum Erliegen kam. Nach einem langen Abwägungsprozess mit allen beteiligten Vereinen entschied sich der Kulturverein Krawatte für eine Verschiebung aller geplanten Aktivitäten und konzentriert sich stattdessen auf die anstehenden Bauabschnitte, an deren Fertigstellung sich am 24.04.2021 eine große Eröffnungsfeier anschließen soll.
Die Idee: Um die Kulturfabrik auch trotz dieser Bauphase im Bewusstsein der Bürger*Innen fest zu verankern und die späteren Möglichkeiten sichtbar zu machen, möchte der Verein in den Monaten vor Eröffnung mit einem mobilen Treffpunkt durch die Stadt fahren und auch die zukünftigen Kooperationspartner aufsuchen.

In Kooperation mit dem Künstler Franz Betz (Hannover), der Kunstschule Noa Noa e.V., dem Kunstverein Barsinghausen e.V. will der Kulturverein Krawatte e.V. ein Projekt verwirklichen, dessen Herzstück ein mobiles Atelier sein soll, das an verschiedenen öffentlichen Orten von allen Bürger*Innen und Besucher*innen Barsinghausens für kreatives Arbeiten genutzt werden kann. Aufbauend auf der Arbeit f-io von Franz Betz werden dabei durch die Mitwirkenden überdimensionale Puzzleteile individuell gestaltet, die dann im Sinne der Emergenz viel mehr als ein großes Ganzes ergeben: Eine durch alle Teilhabenden gestaltete Skulptur, die dauerhaft und damit öffentlichkeitswirksam an der Front der Kulturfabrik Krawatte installiert wird und so auf den Zweck des Hauses verweist: ein Ort des Miteinanders, ein Ort der Mitgestaltung, der Kreativität und des Austausches

“Die Welt ist eine Kugel und keine Scheibe” wissen wir spätestens seit Galileo Galilei und dennoch verharren wir in unseren Vorstellungen auch heute oft noch im Zweidimensionalen. Das hat besonders in der komplexen Welt von Personen und Netzwerken seine Grenzen, dreimensionale Modelle werden gebraucht um diese Prozesse und Zusammenhänge abzubilden. Der Bildhauer Franz Betz hat nun ein Werkzeug entworfen, das genau an dieser Schnittstelle ansetzt. “figure it out” kurz f-io beschreibt den partizipativen Weg vom zweidimensionalen Puzzle zur dreidimensionalen Skulptur.Unter Anleitung des Künstlers werden einzelne Bauteile zu einem Puzzle zusammengefügt und gemeinsam bemalt. Im Anschluss werden die Bauteile mit einfachen Steckverbindungen und farbigen Verbindungsseilen zu einer Skulptur aufgerichtet.

Der Prozess: Wir möchten möglichst viele Menschen erreichen, um sie zur Teilhabe und zu künstlerischer Gestaltung zu motivieren. Gemäß den Abstands-Regelungen möchten wir sie unter freiem Himmel den Möglichkeiten nach zueinander bringen. Wir möchten zeigen, dass jeder Kunst machen kann und so Selbstwirksamkeit erfahrbar machen. Mit dem Projekt bringen wir Laien und Profis zueinander und erzeugen an verschiedenen Orten eine Station für Kreativität, Austausch und Experimente. Ein eigens gestalteter Wagen soll ein mobiler Ort der Teilhabe werden, der zu künstlerischer Gestaltung und zum Austausch anregt. Mit Arbeitsplätzen und Materialien ausgestattet dient der Wagen als mobiles Atelier, das an diversen Orten in Barsinghausen und Umgebung zum Einsatz kommt. Dazu gehören u.a. der Samstags-Markt am Thie, das Besucherbergwerk des Klosterstollens sowie der ASB-Bahnhofsplatz. Und auch über diese Stationen hinaus möchten wir unser Netzwerk pflegen und gezielt Kooperationspartner für das Projekt mit einbinden, u.a. Fuchsbau (Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche) und die IG Eltern geistig Behinderter e.V.An 14 Tagen von Januar bis April 2020 sollen die rollenden KulturVerBinder ein Ort für die Gestaltung der partizipativen Skulptur sein. Auf dem zum Atelier umgebauten Anhänger können Bürger*innen und Besucher*innen von Barsinghausen am Projekt mitwirken. An einem regengeschützten Platz liegen Stifte, Farben und Schablonen bereit um jeweils ein Bauteil zu gestalten. Ob nun einzeln oder gemeinsam in einer Gruppe, der Kunststand bietet den passenden Platz dafür. Unter Anleitung und Unterstützung von Künstler*innen entstehen dann so über 100 Bauteile. Der Workshop In dem begleitenden Workshop kurz vor Eröffnung der Kulturfabrik und der Einweihung der Skulptur wird auf den Bau der Skulptur und dessen Verbindungen eingegangen. 1. Einführung in Materialien, Mal- u. Zeichentechniken 2. Individuelles Bemalen beider Bauteilseiten 3. Zusammenpuzzeln aller Bauteile 4. Einführung in Verbindungstechniken 5. Probeweiser Aufbau der Skulptur für die Eröffnung 6. Schlussbesprechung und Analyse

Die Aktion „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile!“ Im Sinne der Emergenz wird mit dem Projekt ein besonderes künstlerisches Objekt seine Wirkung entfalten. Wir lassen eine Skulptur entstehen, die wie ein Puzzle aus den etlichen individuellen Beiträgen der Mitmachenden zusammengesetzt und dauerhaft öffentlichkeitswirksam vor der Kulturfabrik Krawatte installiert wird. Die Bauteile aus einem wasser- und witterungsfesten Holzwerkstoff können wie ein Puzzle zum Bemalen zusammengelegt werden. Am Tag der Eröffnung werden die Bauteile zu einer dreidimensionalen Skulptur zusammengesteckt. Diese wird im Anschluss gut sichtbar und beleuchtet am Außenbereich der Kulturfabrik Krawatte dauerhaft aufgestellt. Umrahmt wird das Ganze von Musik, Theater und einem Künstlergespräch.
Die Fortsetzung Eine digitale Dokumentation dieses Projektes wird dauerhaft auf einem Interaktivem Bildschirm gezeigt. Die Kunstschule NoaNoa wird mit diesem Skulpturenbaukasten weiterarbeiten und immer wieder Workshops auch für Kinder und Jugendliche anbieten. Das mobile Atelier wird auch zukünftig alle zum Mitmachen anregen und in die Kulturfabrik einladen.